Wayqey

Endlich habe ich dich gefunden, erinnerst du dich nicht wie, Bruder? Jemand hat mich zu dir mitgenommen.
Ich kam wie immer, wie unsere Brüder in unserer Heimat. Ich besass nichts, aber ich habe immer alles GEGEBEN…... „wieviel?“ hast du mich gefragt. Ich habe gelacht. „Gib mir, was du willst, es geht nicht um wieviel Wayqe!!“, habe ich gesagt.
„Universum und Pachamama geben alles. Sie fragen meine Brüder nicht „WIE VIEL?!!“
Kann man Liebe kaufen, Bruder?
Können die Gaben, die das Universum uns gegeben haben, gekauft werden?
Bruder, so geht es nicht. Meine Hand war immer für dich und für alle da. Endlich, mein Wayqe, habe ich dich wieder gefunden! Lass uns nicht darüber reden, lass uns eine Zeremonie machen, Wayqe. Lass mich dich unarmen, lass mich dich anschauen.
Du bist da!!! Ich bin froh!
Ich habe versucht, dir zu zeigen, was ich in diesem Leben gelernt habe, in meiner Seele. Wir wurden an verschiedene Orte geschickt in diesem Leben, Bruder. erinnerst du dich nicht? Bestimmt nicht. Ich schon!!
Darum habe ich mich gefreut und dem Universum und Pachamama gedankt.

Hast du mich gefragt, warum ich immer lache?
In unserem Land, mein Wayqe, mangelt es an allem. Viele andere mit einer anderen Hautfarbe besitzen mehr Dinge, aber wir lachen.
Sie nennen uns Ignoranten, wir lachen.
Sie denken, wir haben kein Herz, wir lachen.
Sie glauben, sie haben alles …wir lachen …ich lache!

 

Wenn ich dich so anschaue, haben wir nichts Materielles.
„Aha!“ hast du gesagt!
Aber viel Spirituelles: wir machen uns keine Sorge, es wird alles kommen. Wir arbeiten, arbeiten und arbeiten. Wir tanzen!
Wir verbringen unser Leben mit Pachamama, und schauen und sprechen mit Killamama. Ist das so schwer zu glauben? Wir tanzen mit unseren Kindern. Wir spielen auf der Flöte, unser Seele geht in ein Instrument hinein und wieder hinaus, geht in Musik! Wir weinen wenig, die Musik saugt alles auf!!
„Komm, Bruder, ich werde es dir lernen!“, habe ich dir gesagt.
Ja, wir lachen, Bruder, denn ihr stresst euch umsonst!
Wir, die Indianer, mein Bruder, wir stressen uns nicht. Pachamama lässt uns nicht.
„Warum?“, fragt ihr.
Unsere Vater Sonne kommt heraus. Er sagt uns : „auf geht’s, weiter machen, meine Kinder“. Wir tanzen mit der Sonne, auf der Wiese im Rhythmus des Windes.
Kannst du das machen? Kannst du das fühlen? Kannst du das verstehen??
Ich werde es dir zeigen, mein Bruder, natürlich.
„Diese zeit ist schwierig!“, hast du mir gesagt. Ja, mein Bruder, aber streng dich bei der Arbeit an und nimm dir auch Zeit, um dich mit Pachamama und Vater Inti zu verbinden.  Nimm dir Zeit Musik zu machen und unsere Ahnen zu erfreuen. Nimm dir Zeit, Liebe zu fühlen. Nimm dir zeit, Freude zu fühlen.
Wir verbringen viel Zeit mit Pachamama. Für uns ist es die größte Liebe. LIEBE: MUNAY ! Bruder, MUNAY!
Es ist wie eine Beziehung. „Pachamama liebe ich über alles“, habe ich dir gesagt. Deswegen kommt ihr Geist zu uns: reich an Herz, Bruder! Aber nicht an Geld. Ist das schlimm?
Bei der Zeremonie habe ich es dir zu zeigen versucht: Sonqo Tusuy! Sonqo Tusuy! In Fiesta, Bruder, unser Herz tanzt auf einem Fest. SONQO TUSUY!!! Bruder, mach mit! Bitte mach mit. Warum kannst du das nicht??
Kannst du dein Herz nicht öffnen?
Wir feiern immer Feste, Zeremonien. Wir trinken mit Mama Erde, Pachamama. Und wenn wir tanzen, tanzt sie mit uns und wir bedanken uns immer!
„Wie geht das?“, hast du gefragt. Lass mich es dir zeigen, Bruder. Lass mich. Wie kann das sein, mein Bruder, dass du nicht TANZEN kannst?“ Habe ich gedacht. Ich habe dich umarmt, mein Bruder Wayqe, ich zeige es dir.
Versteh doch, mein  Bruder, es ist nicht so, wie viele denken, nein! Immer gut gelaunt, mein Bruder! Wie können wir das machen, wenn wir nichts haben? Ja, Bruder Wayqe, wie erkläre ich es dir?
Schau, wenn in unserem Land jemand stirbt, dann machen wir ein Fest. Wir machen ein Fest, weil unser Verwandter jetzt eins mit Pachamama ist. Ist das etwas zu betrauern? Wir tanzen und essen. Ja, wir sind Menschen, wir weinen auch, aber in der Flöte, in unserem Charango, in unserem Wind. Die Toten kommen in bessere Hände und sind jetzt nicht mehr von diesem Leben abhängig. Kannst du das verstehen?
Schau jetzt in dein Land: wenn hier jemand stirbt, ist alles still. Sie kleiden sich in schwarz! Sie trauern. Sie weinen und nur das! Nicht gut,  Bruder, nicht gut. Glaubt ihr nicht, dass es in diesen anderen Zeiten kein Weiterleben gibt?
Bruder, wie kann ich es dir verständlich machen? Musik ist für uns wie Wasser für die Fische.
Wir lachen und tanzen. Wir tanzen in den Pampas mit unseren Kíndern. Wir machen Sonqo Tusuy!
Warum lachen wir? Deine leute tanzen, aber sie können sich kaum bewegen oder?
Hast du dich nicht mal gefragt, warum?
Wir lachen auch deswegen Du denkst zu viel, Wayqe. Nicht denken, fühlen! SONQO TUSUY! Lass auch dein Herz tanzen, nicht nur deinen Körper. Wie kann ich es dir beibringen?
Wir leben mit der Natur, mein Bruder Wayqe, und wir respektieren sie. Sie gibt uns alles. Wenn wir trinken geben wir daher IMMER den ersten Schluck an Pachamama. Aus achtung vor unserer Mutter, aus Achtung!
Und hier? Erinnern sich deine Leute hier an Pachamama, mein Bruder Wayqe? Sie treten respektlos auf ihr herum, sie bohren einfach in sie hinein. Warum, Bruder, warum? Ohne Munay, warum?
„Du muss mehr verdienen, du brauchst das für deine Familie“, haben mir viele gesagt.
Ich verdiene nicht viel Wayqe Bruder, aber ich bin jeden Tag bei ihr und wir teilen alles zusammen. Wir essen nicht viel, aber fein!
Wir essen nicht nur mit dem Mund, sondern teilen auch mit dem Herzen! Sonqo Tusuy!!! Und mit MUNAY!!!
Und du, Bruder? Oft hast du keine Zeit, die Arbeit lässt dir keine Zeit. Warum, Bruder Wayqe?

 

Viele bei dir sorgen sich um warmes wasser. Wir haben es nicht. Was ist das?
Ihr denkt an Geld für morgen und für die nächsten 20 Jahre.
Ich glaube, Bruder. Ich habe Vertrauen. Ich arbeite, mein Wayqe, und gebe dabei mein Herz und mache alles mit munay. Sonqo Tuysuy. Ja, Wayqe, mein Herz tanzt auch während ich arbeite.
„Wie das?“ fragst du.
Ich habe meinen Glauben, du hast Angst vor der Zukunft. Warum, Bruder, warum??
Glauben, was ist das?
Zu glauben, dass das Universum uns helfen wird, dass uns Pachamama alles geben wird…
Ich möchte helfen. ich weiss nicht, wieviel ich verdienen werde. Ihr denkt an Geld, um Schulden zu bezahlen. Und das Geld das einzige Mittel ist, womit man zahlen kann. Du erreichst deine Ziele mit Geld. Und was ist mit Munay, Wayqe? und mit SONQO TUSUY?! …..TUSUY! Wayqe …..Tusuy!! (tanz, Bruder, tanz, aber nimm auch dein Herz mit!)
Geld ist ganz genau das, was uns fehlt, mein Bruder. Aber es interessiert uns nicht. Ich möchte mich nicht schmutzig machen, Bruder! Lass es sein. Arbeiten. Helfen. Geben. Unsere Hilfe, Bruder! Die Menschen sind nicht böse, sie werden etwas geben, oder? Sie wissen um AYNI (Austausch), Bruder, oder?
Schon wieder hat sich dein Gesicht verändert. Wie, du weißt nicht, was Ayni bedeutet?? Geben und nehmen. Ja, Bruder, aber denk dabei nicht an Geld. wie, Bruder, wie, wie kann ich es dir nur verständlich machen?

Ich erkläre es dir, Bruder. Du möchtest es nicht verstehen. Ja, ich spreche nicht deine Sprache.
Wie mache ich es bloß? Munay, Ayni, Sonqo Tusuy, im Rhythmus des Windes. Wie erkläre ich es dir? Es geht nicht um Geld. Das kommt von allein. Killa (Mond), Pachamama (Mutter Erde), Inti (Sonne), Illapa (Blitz).

Du bist sauer und verlässt mich. Ich sage dir: „ruhig, Bruder, bleib ruhig, geh nicht weg.“

Ich bin weg, Bruder. Wie? Warum?...Sonqo Tusuy, Bruder……Munay, wayqe, BITTE!

Viele Leute sprechen mich an, sie verstehen es nicht. Sie sagen: “Wiracocha, er spricht schlecht über dich.“ „Wie?“, frage ich, „mein Bruder spricht schlecht über mich? Nein, lasst ihn in Ruhe! Sagt mir nichts davon. Sie sagen: „Wayqe, wie sagt man in deinem Land dazu? Er bewirft dich mit Schmutz.“
Ich bete zum Universum und zu Pachamama und sofort kommt die Antwort!
Ich sage den Menschen: „nein, nein, ich kenne meinen Bruder Wayqe. Er ist gut! Sein Sonqoy (Herz) ist weiss, sein Sonqoy ist gut, er ist gut!“
Und ich bin sauer, ja, sauer, Wayqe! Aber nicht auf dich, Wayqe, nicht wegen dir, du bist mein Bruder. Ich bin sauer auf das System, dieses System, dieses verdammte System, das dich vergiftet hat, das unsere Kinder vergiftet hat, unsere Familie. Das Munay getötet hat und Sonqo tusuy verbannt hat.
Es ist das System, Bruder Wayqe, das einzige und das gleiche, dass aus unseren heiligen Cocablättern Drogen gemacht hat! Das gleiche, dass unsere Mutterliane AYAHUASCA in ein Monster vewandelt hat.
Das System, das guten Willen verdächtig gemacht hat.
Nein, Bruder, nicht du sprichst Böses…
In meiner Verzweiflung, Wayqe, habe ich zum Universum gebetet, für mich und für dich habe ich um eine Antwort gebeten und sie ist gekommen, Wayqe!
Und den Menschen habe ich gesagt: „nein, ich kenne meinen Wayqe. Ja, vielleicht ist er vergiftet, aber auch wenn das System ihn vergiftet hat, es hat sein Herz nicht getroffen.

 

Ihr sagt, er schickt mir Schmutz...
Habt ihr nicht gesehen? Meine Seele ist wie eine Pflanze und ich brauche diesen Schmutz, es ist ja gar kein Dreck! Ich lache ! Alle schauen, sie verstehen es nicht!

Haben ihr nicht gesehen? Es ist Dünger, nichts als Dünger, mein Bruder liebt mich, er weiss, was ich brauche!

auch du nicht, Wayqe, oder? Auch du hast es nicht verstanden, oder?

Was du sagst, was du machst, mein Brudee? Was, was die Menschen „Schmutz“ nennen. Das ist DüNGER für mich, mein Bruder Wayqe. DANKE!
Schick mehr, mein  Bruder, lass es mir zukommen, alles! Und wenn meine Pflanze gross ist, wird eine schöne Blume daraus hervorgehen und in Liebe MUNAY, mein Bruder, werde ich sie dir übergeben, um dein Herz zu schmücken. Mein Bruder, mein Wayqe. Du liebst mich auch. Ich habe es gewusst. Ich habe es immer gewusst!
Das Universum ruft mich. Ich wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg zum Erfolg. Ich weiss, du schaffst es und wenn wir uns in diesem Leben nicht wieder treffen können, Bruder, werde ich im nächsten auf dich warten. Und wenn nicht dort, dann im übernächsten und noch eins später, bis du bereit bist, meinen Weg, unseren Weg, mein Wayqe, zu gehen.

Alles Liebe Wayqe

Dein Bruder
Wiracocha Kamayoc